Kertbenys literarische und bibliografische Tätigkeit
Tätigkeit als Schriftsteller und Literaturübersetzer
Seit den 1840er Jahren war Kertbeny als Literaturübersetzer tätig. Als erste Arbeit übersetzte er das Stück von Zsigmond Czakó Kalmár és tengerész unter dem Titel Kaufmann und Seefahrer, das am 1. November 1845. in Buda von deutschen Schauspielern aufgeführt wurde. Seine erste Übersetzung von Petőfi wurde 1848 in Frankfurt veröffentlicht, aber zu seinen Lebzeiten übersetzte er noch den Helden János, János Aranys Werk Toldi, Gedichte von Mihály Vörösmarty und Kálmán Lisznyai sowie mehrere Romane von Jókai. Zeit seines Lebens wurde die Qualität seiner Übersetzungen von vielen bemängelt und wegen Fehlübersetzungen kritisiert. Er selbst schrieb aber auch Novellen auf Deutsch.
Kertbenys kulturfördernde Aktivitäten
„Er lebte sein Leben im Dienste seines Vaterlandes, selbst wenn er sich nicht in seiner Heimat aufhielt. Dort verkündete er den Völkern unseren Ruhm” – fasste József Komócsy, der Gründer und stellvertretender Vorsitzender der Petőfi-Gesellschaft an Kertbenys Grab seine Aktivitäten zusammen, durch die er die ungarische Kultur in ganz Europa popularisierte. Kertbeny schrieb Kurzbiografien über die bedeutenden ungarischen Künstler und Politiker seiner Zeit (Ferenc Deák, Franz Liszt, István Széchenyi, László Teleki). 1853 veröffentlichte er ein Werk über hundert ungarische Schriftsteller (Album 100 ungarischer Dichter von 1572 bis 1853), in demselben Jahr schrieb er auch ein populärwissenschaftliches Buch über die Heilige Ungarische Krone, bzw. er gab 1864 die Namensliste der ungarischen Emigranten von 1849 heraus. Außerdem veröffentlichte er in deutschen Blättern regelmäßig Beiträge über ungarische Literatur, Kultur und ungarische Weine, aber seine Schriften erschienen auch in mehreren ungarischen Zeitungen. Sein publizistisches Werk in ungarischer und deutscher Sprache umfasst fast 3000 Artikel.
Bibliografische Tätigkeit
Das bibliografische Werk von Karl Maria Kertbeny blieb ein Torso, aber seine Bestrebungen, seine bibliografische Mission und seine bibliografische Theorie gelten auch heute noch als modern. „Literatur ohne Bibliographie: ein Vermögen ohne Bestandsaufnahme oder ein Land ohne Landkarte“ – so fasst Kertbenys Ars poetica seine bibliographische Tätigkeit zusammen, die auch das Motto vieler seiner Schriften war.
Vor allem dank seiner Auslandsreisen nahm in den 1840er Jahren der Plan des ungarischen Bibliothekswesens in ihm Gestalt an. Zwischen 1846 und 1851 besuchte er die Bibliotheken der großen europäischen Städte und erstellte eine Übersicht über das ungarische und fremdsprachige Material mit Bezug zu Ungarn. Später setzte er seine Forschungen in der Bibliothek des Nationalmuseums in Pest fort, nahm Kontakt zu großen Buchhändlern auf und schaltete Anzeigen. Sein geplantes Hauptwerk konnte er nicht mehr vollenden, aber im Laufe seiner Arbeit sammelte er Daten über etwa 7000 ungarische und 9000 fremdsprachige Bücher.
1876 wurde das erste und einzige Heft seines Werkes mit dem Titel Die ungarische Literatur in der Weltliteratur veröffentlicht, das „ein bibliografisches Verzeichnis der in Fremdsprachen separat erschienenen Übersetzungen ungarischer Werke“ enthielt, und im Jahre 1880 wurde seine grundlegende bibliografische Arbeit unter dem Titel Ungarn betreffende deutsche Erstlingsdrucke. 1454-1600 herausgegeben. Seine Forschungen zum 19. Jahrhundert, die durch seinen Tod unterbrochen wurden, wurden von Géza Petri fortgesetzt, der diese im Jahr 1886 unter dem Titel Ungarns deutsche Bibliographie 1801 – 1860 veröffentlichte.