Biografische Chronologie von Karl Maria Kertbeny
1824: Am 28. Februar wird Karl Maria Anton Josef Benkert (Karl-Maria Benkert) als ältestes Kind von dem deutschen Schauspieler und Journalisten Anton Benkert (Antal Benkert) aus Budapest und der Malerin Charlotte Benkert (Sarolta Benkert, geborene: Graf) in Wien geboren.
1826: Er zieht zu seiner Großmutter nach Pest, später lebt er auch in Eger/Erlau. Seine Schulen absolviert er in Pest bei den Piaristen.
1838: Seine erste Auslandsreise: Mit seinem Verwandten Joseph Bayer aus Prag fährt er mit Dampfschiff aus Pest nach Konstantinopel und dann weiter nach Kairo. Nach seiner Rückkunft wird er Assistent des Buchhändlers Schwaiger in Győr/Raab.
1840: Er arbeitet als Buchhändler in der Buchhandlung von Gusztáv Heckenast in Pest. Hier lernt er unter anderem Lajos Kossuth, József Eötvös, Ferenc Pulszky, István Széchenyi und László Teleki kennen.
1842: Im April flieht er aus Pest nach Wien, wo er Journalist der Wiener Theater-Zeitung wird. Anschließend arbeitet er als Buchhändler in Prag, Leipzig und Dresden. Später kehrt er nach Pest zurück, und rückt im Dezember als Offiziersanwärter in das 5. Artillerie-Regiment ein.
1843: Er mustert aus, obwohl er offiziell weiterhin Soldat bleibt. Er kehrt nach Pest zurück und studiert eine Zeit lang auch Medizin, schließlich widmet er sich der Literatur und dem Buchverlagswesen. Seine Artikel erscheinen regelmäßig im Pester Spiegel.
1845: Am Ende des Jahres lernt er an einem literarischen Abend von Tódor Bakody den Dichter Sándor Petőfi kennen. Er besucht auch das Café Pilvax, wo er Mór Jókai und Mihály Tompa trifft.
1846: Er gibt eine eigene deutschsprachige Zeitschrift für die deutsche Gemeinschaft in Ungarn aus (Jahrbuch des deutschen Elementes in Ungarn). Von dem Jahrbuch erscheint jedoch nur ein einziger Band.
1846: Er reist nach Italien und anschließend in die Schweiz. An der Grenze wird er von österreichischen Grenzsoldaten angeschossen.
1847: Im Februar zieht er nach Paris. Hier trifft er Józef Bem und Heinrich Heine. Später fährt er nach London, wo er die ungarischen Bestände der British Library katalogisiert. Er beantragt eine offizielle Namensänderung.
1848: Er hält sich in Deutschland auf. Im Februar wird er in Frankfurt volljährig und ändert seinen Namen in Kertbeny. Hier lässt er seine erste Petőfi-Übersetzung veröffentlichen.
1849-1850: Er verbringt einige Zeit in Leipzig, wo er sich wegen seines fehlenden Reisepasses in der Nähe des örtlichen botanischen Gartens versteckt und so mit Botanik vertraut wird.
1851: In Stuttgart veröffentlicht er die deutsche Übersetzung von Petőfis Held János, und in Leipzig gibt er die Übersetzung von Aranys Toldi heraus. In Wien arbeitet er als Theaterkritiker und Mitarbeiter lokaler Zeitungen. Er wird auch von Hans Christian Andersen aufgesucht.
1852: Er zieht nach Ungarn zurück. Bis 1854 arbeitet er in der noch unorganisierten Bibliothek des Nationalmuseums, mit dem Ziel eine vollständige ungarische Bibliografie zusammenzustellen und recherchiert im Auftrag von Liszt nach Noten.
1854: Da er um seinen Lebensunterhalt schwer zu kämpfen hat, bietet er seine Dienste der österreichischen Geheimpolizei an (allerdings ohne Erfolg). In Esztergom/Gran beschäftigt er sich mit der Beschreibung der neuen Kathedrale und mit der Sammlung ihrer historischen Daten.
1856: Er zieht nach Wien, wo er wieder als Journalist arbeitet.
1860: Vor dem Militärdienst flieht er nach München, dann in die Schweiz und hält sich in Genf und Paris auf.
1864: Er lebt in Dresden und später in Brüssel. Hier begegnet er János Xántus und Ármin Vámbéry. Zu dieser Zeit erscheint auch sein Buch mit dem Titel Alphabetische Namensliste ungarischer Emigration. 1848-1864.
1866: Er fährt ins Rheinland, wo er Petőfi-Lesungen abhält, und zieht dann nach Köln, wo er als Redaktionsassistent arbeitet.
1867: Er übersiedelt nach Hannover, wo er unter anderem Werbeartikel über ungarische Weine schreibt.
1868: Am 6. Mai schreibt er in einem Brief an Karl Heinrich Ulrichs zum ersten Mal die Bezeichnungen „homosexuell“, „heterosexuell“, „monosexuell” und „heterogenit” nieder. Einen Tag später stirbt seine Mutter in Wien im Alter von 68 Jahren. Im August zieht er nach Berlin, wo er als Mitarbeiter deutscher Zeitungen tätig ist und der Berlin-Korrespondent von Jókais Zeitung Hon (Heimat) wird.
1869: Anonym veröffentlicht er zwei Traktaten (§ 143 des Preußischen Strafgesetzbuches vom 14. April 1851 und seine Aufrechterhaltung als 152 im Entwurf eines Strafgesetzbuches für den Norddeutschen Bund; Das Gemeinschädliche des § 143 des preußischen Strafgesetzbuches).
1870: Er wird zum Präsidenten des Berliner Ungarn-Vereins gewählt. Im selben Jahr erleidet er im Alter von 46 Jahren einen Schlaganfall; seine linke Seite ist vollständig gelähmt, er kann nicht einmal mehr schreiben.
1874: Im September wird Jókais Ein Goldmensch in der deutschen Übersetzung von Kertbeny in Berlin veröffentlicht. In demselben Jahr schenkt er dem Ungarischen Nationalmuseum sein Gemälde über seinen jüngeren Bruder.
1875: Im August zieht er schwer krank wieder nach Budapest zurück. Dank der Hauptstadt erhält er im Rudas-Bad eine Wohnung (er nennt sich später „den alten Einsiedler vom Rudas-Bad“). Er hält Lesungen und Vorträge in der Hauptstadt.
1876: Er wird zum Mitglied der Petőfi-Gesellschaft unter dem Vorsitz von Jókai gewählt. Seine Schriften erscheinen in den Blättern der Gesellschaft, im Kranz und im Beobachter.
1880: Es wird seine grundlegende bibliografische Arbeit unter dem Titel Ungarn betreffende deutsche Erstlingsdrucke. 1454-1600 herausgegeben. In diesem Jahr schreibt er ein Kapitel über Homosexualität zu Gustavs Jägers Werk Die Entdeckung der Seele. Auf Druck des Verlegers wird das Kapitel schließlich nicht veröffentlicht, aber die von Kertbeny geprägte Terminologie wird in dem ganzen Buch verwendet.
17. Januar 1882. Kertbeny wird zum zweiten Mal vom Schlaganfall heimgesucht. Er wird in das Rókus-Krankenhaus eingeliefert, wo er am 23. Januar stirbt. Das Hilfswerk Ungarischer Schriftsteller sorgt für die Beerdigung am 25. Januar auf dem Kerepesi Friedhof in Budapest (heute Nationalfriedhof). Die Gesellschaft der Schriftsteller und Künstler startet eine Spendenaktion für Kertbenys Grabmal.